Harald Hardråde (1015 – 1066)

Harald Hardråde hat einen außergewöhnlichen Lebensweg hinter sich.

Aus seiner norwegischen Heimat vertrieben, machte er in Kiew und Konstantinopel Karriere.

1046 kehrte er nach Norwegen zurück und wurde König des Landes.

Die Invasion in England kostete ihn schließlich 1066 sein Leben.

Er gilt als der letzte große Wikinger.

1. Die frühen Jahre

Wann und wo der spätere Harald Hardråde (Harald der Harte) genau geboren wurde, wissen wir nicht.

Es ist jedoch am wahrscheinlichsten, dass er im Jahr 1015 in Norwegen das Licht der Welt erblickt hat.

Sein Vater Sigurd Syr regierte als Klein- bzw. Unterkönig über Ringerike.

Haralds Halbbruder Olaf II. Haraldsson (995 – 1030) war zwischen 1015 und 1028 König von Norwegen und wurde ein Jahr nach seinem Tod heiliggesprochen.

Letztendlich musste sich Olaf II. Knut dem Großen (995 – 1035) beugen, der im Jahr 1028 Norwegen seinem Nordseereich einverleibte.

Olaf II. starb 1030 beim Versuch, Norwegen zurückzuerobern.

Nach dem Tod seines Halbbruders musste Harald Hardråde aus seiner Heimat fliehen.

2. Die Zeit in der Warägergarde

Nach seiner Flucht aus Norwegen traf Harald Hardråde im Jahr 1031 in Kiew ein, wo ihm Großfürst Jaroslaw der Weise (978 – 1054) ein Regiment zuwies.

Zwei oder drei Jahre später traten Harald und seine Männer in Konstantinopel der Warägergarde bei.

Diese wurde traditionell von Wikingern gebildet und sollte den byzantinischen Kaiser schützen.

Harald diente unter den Kaisern Michael IV. (1010 – 1041), Zoë (978 – 1050) und Konstantin IX. (1000 – 1055).

1042 verließ er gegen den Willen von Zoë und Konstantin IX. die byzantinische Hauptstadt.

Während seiner Zeit in Konstantinopel legte Harald den finanziellen Grundstein für die Eroberung Norwegens.

3. Heirat und Familie

Nach dem Ende seiner Zeit im Byzantinischen Reich kehrte Harald nach Kiew zurück, wo er zwischen 1043 und 1045 Elisabeth von Kiew (1025 – 1066) heiratete.

Elisabeth war die Tochter des Großfürsten Jaroslaw.

Aus dieser Ehe gingen die Töchter Ingegerd (1050 – 1120) und Maria hervor.

Ingegerd war zuerst mit einem dänischen und danach mit einem schwedischen König verheiratet.

Haralds Thronerben gingen aus der Beziehung mit Tora Torbergsdatter hervor.

Sowohl Magnus II. (1048 – 1069) als auch Olaf III. (1050 – 1093) wurden nach dem Tod ihres Vaters König von Norwegen.

Die Nachfahren Harald Hardrådes konnten die Herrschaft über Norwegen bis 1184 aufrechterhalten.

4. König von Norwegen

1045 brach Harald in Nowgorod auf, um sich die norwegische Krone zu sichern.

In Norwegen wurde nach dem Tod Knuts des Großen (1035) Haralds Neffe Magnus der Gute (1024 – 1047) neuer König.

Im Jahr 1046 ernannte Magnus Harald zum Mitherrscher.

Nur ein Jahr später starb Magnus und Harald Hardråde übernahm als König Harald III. die Alleinherrschaft über Norwegen.

Harald Hardråde unternahm mehrere Versuche, auch Dänemark zu erobern.

Er plünderte und zerstörte bei seinen Invasionen dänische Küsten- und Handelsstädte.

Im Jahr 1050 fiel das Handelszentrum Haithabu dem norwegischen König zum Opfer.

Jedoch konnte sich König Sweyn II. von Dänemark (1020 – 1076) behaupten und im Jahr 1064 erkannte Harald Hardråde diesen als legitimen dänischen Herrscher an.

5. Der König als Dichter

Harald Hardråde besaß ein großes Interesse an der Dichtkunst.

Er verfügte über Fachkenntnis und bewertete die Werke seiner Hofdichter.

Der König von Norwegen verfasste auch selbst Gedichte, die er unter anderem an seine Ehefrau Elisabeth von Kiew richtete.

Harald Hardråde dichtete auch während der Invasion in England.

Kurz vor seinem Tod in der Schlacht von Stamford Bridge verfasste er 1066 seine letzten beiden Verse. Darin beschrieb er den Vormarsch seiner Truppen.

In seinem Spätwerk als Dichter erreichte der König ein hohes Niveau.

Gabriel Turville-Petre (1908 – 1973) schrieb 1966: „Zu guter Letzt hat Harald das hohe Niveau der Dichter erreicht, denen er selbst Bewunderung entgegenbrachte.“

6. Harald Hardråde und Oslo

Harald Hardråde gilt als Gründer der norwegischen Hauptstadt Oslo.

Zwar entstand dort vermutlich bereits in der Regierungszeit von König Harald Blauzahn (910 – 987) ein militärischer Stützpunkt.

Und rund um das Jahr 1000 lässt sich der Bau der Kirche St. Clemens nachweisen.

Doch während der Herrschaft Harald Hardrådes lässt sich eine Zunahme der Bautätigkeit in Oslo feststellen. So wurde zum Beispiel mit der Errichtung einer königlichen Residenz begonnen.

Auch der Kirchenbau wurde von Harald Hardråde forciert. So fällt die Marienkirche in die Anfangszeit der norwegischen Hauptstadt.

Die Sagas datieren die Gründung Oslos auf das Jahr 1049.

7. Ansprüche auf die englische Krone

Zum Jahresbeginn 1066 starb der englische König Eduard der Bekenner (1004 – 1066).

Dessen Schwager Harald Godwinson (1022 – 1066) wurde neuer König von England.

Der kinderlose Tod Eduards rief jedoch auch andere Thronanwärter auf den Plan. Darunter auch Harald Hardråde, der sich auf seine (weitläufige) Verwandtschaft mit Knut dem Großen berief.

Hardråde hatte die Ambition, Knuts Nordseereich wiederherzustellen.

Der König von Norwegen verbündete sich vor dem Beginn der Invasion mit Tostig Godwinson (1026 – 1066), der ein Jahr zuvor von seinem älteren Bruder Harald Godwinson ins Exil verbannt wurde.

Das Invasionsheer umfasste zwischen 10 000 und 15 000 Mann.

8. Die Invasion

Bis Anfang September 1066 waren die Vorbereitungen für die Invasion abgeschlossen.

Zwischen 240 und 300 Langschiffe machten sich auf den Weg nach England.

Am 20. September 1066 standen sich in der Schlacht bei Fulford eine norwegische und eine englische Armee gegenüber.

Das von Harald Hardråde und Tostig Godwinson angeführte Invasionsheer behielt die Oberhand.

Das erste Ziel lautete York.

Doch König Harald Godwinson von England stellte sich den Invasoren in den Weg und die Schlacht von Stamford Bridge begann.

Harald Hardråde wurde auf dem falschen Fuß erwischt und so hatte der englische König das Überraschungsmoment auf seiner Seite.

9. Tod in der Schlacht von Stamford Bridge

Der völlig überrumpelte Harald Hardråde hatte seinem englischen Rivalen nichts entgegenzusetzen und verlor sowohl die Schlacht als auch sein Leben.

Tostig Godwinson ist in der Schlacht von Stamford Bridge ebenfalls gefallen.

Ebenso hat ein Großteil des Invasionsheeres die Schlacht am 25. September 1066 nicht überlebt.

Harald Hardrådes Sohn Olaf III. gehörte zu den wenigen Überlebenden und durfte in seine norwegische Heimat zurückkehren, wo er den gefallenen Vater beerbte.

Für den Sieger der Schlacht bei Stamford Bridge währte die Freude indes nur kurz.

Nur wenige Wochen später fiel König Harald Godwinson von England in der Schlacht bei Hastings.

10. Das Vermächtnis

Ein Jahr nach seinem Tod wurden die sterblichen Überreste Harald Hardrådes nach Norwegen überführt.

In den Augen vieler ist er der letzte große Wikinger und daher wird das Ende der Wikingerzeit auf 1066 datiert – das Todesjahr von Harald Hardråde.

In Oslo erinnern heute zwei Denkmäler an ihn. So ist er an der Fassade des Rathauses ein Pferd reitend dargestellt. Und in der Altstadt der norwegischen Hauptstadt ist er ebenfalls in Reiterpose auf einem Granitstein verewigt worden.

Harald Hardråde hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen – in Büchern, Filmen, Serien und Videospielen lebt er weiter.