Knut der Große (um 995 – 1035)

Knut der Große
Knut der Große, mittelalterliches Manuskript

I. Die frühen Jahre Knuts des Großen

Der Mann, der als Knut der Große in die Geschichtsbücher eingehen sollte, kam wahrscheinlich um das Jahr 995 herum zur Welt. Das genaue Geburtsdatum ist – wie so vieles aus Knuts Kindheit – nicht bekannt. Sein Vater war der dänische König Sven Gabelbart (965 – 1014) aus dem Haus Jelling. Knut hatte einen älteren Bruder namens Harald (995 – 1018). Wo Knut geboren wurde, ist nicht bekannt. Ebenso wenig lässt sich die Identität seiner Mutter zweifelsfrei belegen. Im Jahr 1013 begleitete Knut seinen Vater auf einen Raub- und Eroberungszug nach England. Am Weihnachtstag 1013 wurde Sven Gabelbart zum König von England gekrönt, aber seine Herrschaft währte nur kurz. Sven starb bereits am 3. Februar 1014 in Gainsborough (Lincolnshire).

II. König von England

Nach dem Tod Sven Gabelbarts übernahm dessen ältester Sohn als Harald II. die Herrschaft in Dänemark. Währenddessen kehrte der Angelsachse Æthelred (966 – 1016) auf den englischen Thron zurück. Æthelred und der norwegische König Olaf Haraldsson (995 – 1030) verbündeten sich gegen Knut und vertrieben diesen vorerst aus England. Im Sommer 1015 kehrte Knut mit einer großen Flotte aus Dänemark zurück. Nach dem Tod Æthelreds im April 1016 wurde dessen Sohn Edmund Ironside (989 – 1016) Knuts Rivale im Kampf um den englischen Thron. In der Schlacht von Assandun gelang Knut im Oktober 1016 der entscheidende Sieg über Ironside. Letzterer starb am 30. November 1016 und Knut erreichte die allgemeine Anerkennung als König von England.

III. Knut der Große in England

An Weihnachten 1016 wurde Knut vom Erzbischof von Canterbury zum König von England gekrönt. Nach seiner Machtübernahme schaltete der neue König zuerst einmal potenzielle Thronrivalen aus. Knuts Herrschaft über England stellte für das Land eine außerordentlich lange Friedensperiode dar. England konnte sich nach Jahrzehnten, in denen es von Wikingerraubzügen heimgesucht wurde, wirtschaftlich erholen. Zudem befreite Knut der Große seine englischen Untertanen von der Last des Danegeldes. Das Danegeld war eine Art Schutzzahlung, die die Einwohner Englands und Frankreichs leisten mussten, um von den Raubzügen der Wikinger für eine gewisse Zeit verschont zu bleiben.

IV. König von Dänemark

Seit 1014 regierte Knuts älterer Bruder als Harald II. in Dänemark. Doch im Jahr 1018 starb Harald und Knut der Große erhob Anspruch auf den dänischen Thron. Nachdem er in Dänemark Präsenz zeigte und seine Herrschaft dort konsolidierte, kehrte Knut 1020 nach England zurück. Vorher setzte er noch seinen Schwager Ulf Jarl als Statthalter ein.

König Anund Jakob von Schweden (1008 – 1050) und König Olaf Haraldsson von Norwegen gingen 1025 ein Bündnis ein und planten eine Invasion in Dänemark. Sie gingen davon aus, dass Knut der Große aufgrund seiner Verpflichtungen in England dort verwundbar sei. Doch in der Seeschlacht am Helgeå konnte Knut den Angriff zurückschlagen. Seinen Schwager Ulf, der eine Intrige gesponnen hatte, um selbst die Herrschaft in Dänemark zu übernehmen, ließ er töten.

V. Knut der Große und das Christentum

Die Beziehungen zwischen Knut dem Großen und der englischen Kirche waren zunächst angespannt. Knut bemühte sich aktiv darum, die Vorbehalte gegenüber seiner Person abzubauen. Er suchte daher die Nähe zur Kirche und förderte den Bau von neuen Gotteshäusern. Er ließ außerdem Kirchen und Klöster, die während der Raubzüge der Wikinger beschädigt wurden, wiederherstellen. In Dänemark, wo das Christentum noch eine junge Religion war, setzte er sich für dessen Förderung ein. So entstand 1027 in Roskilde die erste Kirche in Skandinavien, bei deren Errichtung Steine zum Einsatz kamen. Auch in Norwegen, das ab 1028 zu seinem Nordseereich gehörte, förderte Knut der Große den Kirchenbau und christliche Geistliche.

VI. Reise zur Kaiserkrönung

1027 brach Knut von Dänemark aus zu einer Pilgerfahrt nach Rom auf, wo er der Kaiserkrönung Konrads II. (990 – 1039) beiwohnte. Bei der Krönungszeremonie nahmen Knut und König Rudolf III. von Burgund (970 – 1032) eine prominente Rolle ein. Knut vereinbarte mit dem neuen Kaiser ein Ehebündnis. Knuts Tochter Gunhild sollte Konrads Sohn, den späteren Kaiser Heinrich III. (1017 – 1056), heiraten. Außerdem trat Konrad II. die Herrschaftsrechte in der Mark Schleswig an Knut ab. Während seiner Romreise erreichte Knut der Große zudem die Anerkennung seiner Herrschaft durch Papst Johannes XIX., der noch weitere Zugeständnisse machte.

VII. König von Norwegen

In der zweiten Hälfte der 1020er-Jahre war innerhalb des norwegischen Adels die Unzufriedenheit mit König Olaf Haraldsson groß. 1028 brach Knut mit einer großen Flotte (50 Schiffe) in England auf, um Profit daraus zu schlagen und sich selbst die norwegische Krone zu sichern. Bei einer Versammlung in Trondheim wurde er als König von Norwegen anerkannt und gekrönt. Knut der Große vereinigte damit England und Skandinavien zu einem gewaltigen Nordseereich.

Der frühere König Olaf floh aus Norwegen und ging ins Exil nach Kiew. 1030 kehrte er nach Norwegen zurück und wollte seinen Thron zurückerobern, aber er fiel in der Schlacht von Stiklestad. Derweil setzte Knut seinen Sohn Sven Alfivason (1016 – 1036) als Statthalter in Norwegen ein, der in seiner Abwesenheit das Land regieren sollte. 1033 schlug Sven den Aufstand von Tryggve Olavsson nieder.

VIII. Ehen und Kinder

Knut der Große war zweimal verheiratet. Aus der Ehe mit Ælfgifu von Northampton (990 – 1040) gingen die Söhne Sven Alfivason und Harald Hasenfuß (1016 – 1040) hervor. Nach der Eroberung Englands heiratete Knut im Jahr 1017 Emma von der Normandie (987 – 1052). Sie war die Witwe des früheren englischen Königs Æthelred und aus dieser Ehe ging der gemeinsame Sohn Eduard der Bekenner (1004 – 1066) hervor. Damit wurde Knut der Stiefvater Eduards. Knut und Emma hatten zusammen den Sohn Hardiknut (1018 – 1042) und die Tochter Gunhild (1019 – 1038). Hardiknut beerbte seinen Vater als König von England und Dänemark. Gunhild war bis zu ihrem frühen Tod mit dem späteren Kaiser Heinrich III. verheiratet.

IX. Knuts Tod und der Zerfall des Nordseereiches

Am 12. November 1035 starb Knut der Große in Shaftesbury (Dorset). Der Zerfall seines Nordseereiches setzte sehr schnell ein. In Norwegen zog Knuts Sohn Sven Alfivason gegen Magnus den Guten (1024 – 1047) den Kürzeren und starb bereits 1036 im dänischen Exil. In England blieben die Herrschaften der Söhne Knuts nur eine kurze Episode. Harald Hasenfuß starb im März 1040 in Oxford. Hardiknut vereinte daraufhin erneut Dänemark und England, aber schon am 8. Juni 1042 war auch er tot. Keiner von Knuts Söhnen hatte Kinder und das Haus Jelling war damit ausgestorben. Letztendlich beerbte Eduard der Bekenner seinen Stiefvater Knut den Großen als König von England.