I. Yggdrasil
Die Weltenesche Yggdrasil verkörperte in der nordischen Mythologie den gesamten Kosmos. Sie war für die Wikinger Weltachse, Himmelsstütze und Weltenbaum. Als Baum symbolisierte sie den Kreislauf von Leben und Tod. Sie stellte das Verbindungsstück zwischen den drei Welten dar. In der Oberwelt befand sich Asgard, die Heimat der Götter. Auf der Erde lebten die Menschen in Midgard und die Riesen in Jötunheim. Und in der Unterwelt befand sich das Totenreich Helheim. Snorri Sturluson (1179 – 1241) hat in seiner Beschreibung des Weltenbaumes Helheim durch Niflheim ersetzt.
II. Asgard – Sitz der Götter
Asgard, auch als Asenheim bekannt, war in der nordischen Mythologie der Wohnsitz der Götter. Hier hatte das Göttergeschlecht der Asen laut der Überlieferung 12 Paläste errichtet. Besonders eindrucksvoll war Bilskirnir: Der Palast des Donnergottes Thor hatte 540 Räume und 540 Tore! Ebenfalls in Asgard angesiedelt war der Hlidskialf, der Thron des Göttervaters Odin. Die Regenbogenbrücke Bifröst verband die Welt der Götter (Asgard) mit der der Menschen (Midgard). Am Übergang zwischen den beiden Welten hielt Heimdall Wache. Während der Ereignisse des Ragnaröks wurde Asgard zerstört.
III. Die Asen
Die nordische Mythologie kannte zwei Göttergeschlechter. Zuerst tauchten die Wanen auf. Sie waren vor allem für die Fruchtbarkeit zuständig. Sehr viel kriegerischer veranlagt waren da die Asen. Das jüngere der beiden Göttergeschlechter zeichnete sich durch seine Macht und Stärke aus. Zwar waren sie nicht unsterblich, aber die Äpfel der Idun stoppten den Alterungsprozess. Idun war mit einem Sohn des Göttervaters Odin verheiratet. Letzterer war das Oberhaupt der Asen. Ein Sonderfall war Loki. Dieser war zwar der Sohn von Riesen, aber die Asen akzeptierten Loki dennoch als einen von ihnen. Lokis Verrat leitete später das Ende der Asen in der Ragnarök ein.
IV. Walhalla
Die Walhalla war die letzte Ruhestätte der in der Schlacht gefallenen Krieger. Der Göttervater Odin hatte in seinem Schloss in Asgard eine Halle zur Verfügung gestellt. Odin war es auch, der persönlich die Kämpfer aussuchte, die Aufnahme in Walhalla fanden. Die Krieger, die Odin als würdig genug für die Walhalla empfand, waren auch als Einherjer bekannt. Auf ihrem Weg in die Walhalla wurden sie von den Walküren begleitet. Während der Ragnarök kam ihnen noch eine besondere Aufgabe zu. Die Einherjer sollten nämlich die Asen im Kampf gegen die Riesen unterstützen. Daher bereiteten sie sich mit Zweikämpfen auf diesen Moment vor.
V. Ragnarök
In der nordisch-germanischen Mythologie stellte die Ragnarök eine Zäsur dar. Im Kampf der Götter gegen die Riesen und Ungeheuer verloren Odin, Thor, Heimdall und Loki ihr Leben. Vier einschneidende Ereignisse gingen der finalen Schlacht voraus. Während des Fimbulwinters beherrschte eine lange Eiszeit mit Schneefall, Frost und Stürmen das Land. Im Weltenbrand zerstörte der Riese Surt mit seinem Flammenschwert sämtliches Leben. Danach ließ die Midgardschlange die Erde vom Ozean überfluten. Später fraß der Fenriswolf die Sonne auf und verdrängte das Licht. Zwar wurden die Riesen am Ende besiegt, aber die Asen erlitten horrende Verluste.
VI. Buri und Börr
In der germanisch-nordischen Mythen- und Götterwelt stammen die Asen von Buri und Börr ab. Diese beiden Götter existierten bereits vor der Erschaffung der Welt. Buri gilt als der Urvater der Götter. Er wurde gezeugt, als die Urkuh Audhumla an einem vereisten Stein schleckte. Buri hatte einen Sohn namens Börr, der mit der Reifriesin Bestla verheiratet war. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor, darunter Odin. Letzterer war in den Augen der Wikinger der Schöpfer der Welt und der ersten Menschen. Vor der Erschaffung der Welt tötete Odin den Eisriesen Ymir.
VII. Odin
Odin, bei anderen germanischen Stämmen auch als Wotan bekannt, war der Göttervater und das Oberhaupt der Asen. Zu seinen Söhnen zählen berühmte Götter wie Thor oder Balder. Charakteristisch für sein Erscheinungsbild waren das achtbeinige Pferd Sleipnir und die beiden Raben Hugin und Munin. Die Raben sind wichtig, da sie von ihren Flügen zahlreiche Informationen mitbrachten und an Odin weiterleiteten. Dadurch erlangte der Göttervater ein großes Ausmaß an Weisheit. Odin zeichnete sich durch seine Wissbegierde aus und opferte in seinem Streben nach Weisheit sogar ein Auge. Sein Reittier Sleipnir wurde von Loki erschaffen. Während der Ereignisse der Ragnarök wurde Odin vom Fenriswolf getötet.
VIII. Frigg
Frigg war die Ehegattin des Göttervaters Odin. Passend dazu war sie die Schutzherrin der Ehe sowie der Mutterschaft. Aus ihrer Ehe mit Odin gingen die Söhne Balder, Hödur, Hermod und Bragi hervor. In der nordischen Götterwelt verkörperte sie die ideale Hausfrau und übte daher Tätigkeiten wie Spinnen oder Weben aus. Sie war die Hausfrau mit dem Schlüsselbund am Gürtel. Zudem besaß sie die Fähigkeit, das Schicksal der Menschen vorhersehen zu können. Der heutige Wochentag Freitag hat seinen Namen von ihr erhalten. Ähnlichkeiten zu der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Freyja sind unübersehbar, sodass es häufig zu Verwechslungen und Gleichsetzungen kommt.
IX. Die Söhne Odins
Wie bereits erwähnt, stammen die Odinssöhne Balder, Hödur, Hermod und Bragi aus der Ehe des Göttervaters mit Frigg. Mit weiteren Partnerinnen zeugte Odin noch mehr Söhne. Der Donnergott Thor ging aus der Beziehung mit der Erdgöttin Jörd hervor. Die Eisriesin Grid war die Mutter seines Sohnes Vidar. Und den Vali zeugte Odin mit der Göttin Rinda gegen deren Willen. Zuvor hatte der Trickster Loki den blinden Hödur dahingehend manipuliert, Balder mit einem Mistelzweig zu beschießen. Daraufhin starb Balder. Vali wurde wiederum gezeugt, um Balder zu rächen. Und nur einen Tag nach seiner Geburt tötete Vali seinen Halbbruder Hödur.
X. Tyr
Tyr ist in der nordischen Mythologie das Äquivalent zum römischen Gott Mars. Wie dieser verbindet er kriegerische und judikative Aspekte. Zum einen verkörperte er als Kriegsgott Eigenschaften wie Kraft und Tapferkeit. Seinen Mut stellte er unter Beweis, als er den Fenriswolf ankettete und dabei eine Hand opferte. Seine symbolische Waffe war das Schwert. Zum anderen sorgte er als Gott der Gerechtigkeit für die Aufrechterhaltung der Rechtsordnung. Der Schutz des Things fiel in seinen Aufgabenbereich und für dessen Organisation war er ebenfalls zuständig. Bis in das frühe Mittelalter hinein war Tyr der Hauptgott, bevor er von Odin verdrängt wurde.
XI. Balder
Als Gott des Lichts personifizierte Balder (Baldur) die Sonne. Er war außerdem der Gott der Sonne, des Frühlings, des Guten und der Gerechtigkeit. Aufgrund seiner Sanftmütigkeit war er bei fast allen Asen beliebt. Nur Loki hasste ihn. Eben jener Loki war es auch, der mit einer List seinen Tod herbeiführte. Balder hatte zuvor von seinem eigenen Tod geträumt und litt ständig unter Albträumen. In diesen wurde er mit der Vernichtung vieler Asen während der Ragnarök konfrontiert. Seine Ermordung war ein untrügliches Signal für die bevorstehende Ragnarök. Nach der Niederlage der Riesen durfte er aus der Unterwelt zurückkehren.
XII. Thor
In der Welt der Wikinger war Thor der Gott des Donners. Seine bekannteste Waffe war der Hammer Mjöllnir. Diesen setzte er ein, um die Asen gegen die Eisriesen zu verteidigen. Er zeichnete sich durch seine Tapferkeit und Stärke aus. Thor war jedoch auch der Gott des Wetters und Gewitters. Als Beschützer des Hofackers spielte er auch für die ländliche Bevölkerung eine zentrale Rolle. Eine besondere Beziehung bestand zwischen ihm und Loki. Der listige Trickster Loki und der körperlich starke Thor waren eigentlich ein Gegensatzpaar. Aber dennoch waren sie miteinander befreundet. Umso stärker war bei Thor der Schmerz über den Verrat Lokis an den Asen vor der Ragnarök.
XIII. Loki
Loki stammte zwar von Riesen ab, wurde aber trotzdem von den Asen akzeptiert. Letztere schätzten seine Klugheit. Loki wurde von Odin sogar als Blutsbruder betrachtet. Allerdings war er zugleich unzuverlässig und verschlagen. Seine Doppeldeutigkeit kommt in zwei seiner Kreationen zum Ausdruck. Das Pferd Sleipnir war das Reittier Odins. Und der Fenriswolf sollte den Göttervater schließlich ermorden. Loki war berühmt-berüchtigt für seinen Listenreichtum. Kurz vor der Ragnarök verbündete er sich mit den Riesen. Dieser Verrat an den Asen leitete den Tod vieler Götter ein und führte auch zu Lokis eigenen Ableben.