1066 – die Normannen erobern England

Holzschnitzarbeit, die einen normannischen Soldaten darstellt, der nach Battle Abbey in East Sussex schaut. In dieser Gegend fand die Schlacht von Hastings statt. – Bild: chrisdorney / Shutterstock.com

Das Jahr 1066 war eines der turbulentesten in der englischen Geschichte.

Nach dem kinderlosen Tod Eduards des Bekenners stritten sich drei mächtige Fürsten um dessen Nachfolge.

Am Ende triumphierten die von ihrem Herzog Wilhelm angeführten Normannen.

Der Herzog ging als „Wilhelm der Eroberer“ in die Geschichtsbücher ein.

1. England zu Beginn des Jahres 1066

Am 5. Januar 1066 starb der englische König Eduard der Bekenner (1004 – 1066).

Eduard hatte die Regierungsgeschäfte im Jahr 1042 nach dem Tod Hardiknuts (1018 – 1042) übernommen.

An Weihnachten 1065 erkrankte er schwer und konnte sich in gesundheitlicher Hinsicht nicht mehr davon erholen.

Eduard hatte keine Kinder und hinterließ keinen eindeutigen Thronerben.

Verschiedene Herrscher in und außerhalb Englands erhoben nun Anspruch auf den englischen Thron.

Graf Harald Godwinson von Wessex (1022 – 1066), König Harald Hardråde von Norwegen (1015 – 1066) sowie Herzog Wilhelm der Normandie (1028 – 1087) hatten die besten Chancen.

Die Entscheidung musste auf dem Schlachtfeld fallen.

2. Harald Godwinson wird König

Eduard der Bekenner hatte England kurz vor seinem Tod seiner Witwe Edith von Wessex (1025 – 1075) sowie deren Bruder Harald Godwinson anvertraut.

Unmittelbar nach dem Ableben des alten Königs erhob Harald Godwinson Anspruch auf den Thron.

Er wurde innerhalb kürzester Zeit als neuer Herrscher anerkannt und bereits am 6. Januar 1066 zum König von England gekrönt.

Schon vor der Übernahme der Königsherrschaft war er als Graf von Wessex ein wichtiger Faktor in der englischen Politik.

Im Jahr 1063 besiegte er den walisischen König Gruffydd (†1063) und heiratete dessen Witwe Ealdgyth.

Und 1065 veranlasste Harald Godwinson die Verbannung seines jüngeren Bruders Tostig (1026 – 1066).

3. Harald Hardråde fordert Harald Godwinson heraus

Während seiner gesamten Regierungszeit musste Harald Godwinson seinen Thron gegen die Ansprüche von Rivalen verteidigen.

Die erste ernsthafte Bedrohung für den neuen König von England stellte der norwegische Herrscher Harald Hardråde dar.

Letzterer war angeblich mit Knut dem Großen (995 – 1035) verwandt, der von 1016 bis 1035 in England regierte.

Knuts Mutter Gunnhild war laut dem Chronisten Adam von Bremen (1050 – 1085) in einer vorherigen Ehe mit König Erik Segersäll von Schweden (945 – 995) verheiratet.

Und Eriks Urenkelin Elisabeth von Kiew (1025 – 1066) war wiederum mit Harald Hardråde verheiratet.

Bei seiner Invasion in England wurde Harald Hardråde von Tostig unterstützt, der sich an seinem Bruder Harald Godwinson für die Verbannung im Jahr davor rächen wollte.

4. Die Schlacht von Stamford Bridge

Die Vorbereitung der Invasion begann im Frühjahr und war bis Anfang September 1066 abgeschlossen.

Harald Hardråde landete mit seinen Truppen im Mündungsgebiet des Flusses Tyne und nahm York ins Visier, wo die Wikinger einst ihr erstes Reich auf englischem Boden errichteten.

Doch in der Schlacht von Stamford Bridge hatte Harald Godwinson das Überraschungsmoment auf seiner Seite.

Zuvor hatte der englische König eine Armee aus Rittern und Bauern formiert und stellte sich am 25. September den Invasoren in den Weg.

Harald Godwinson konnte seinen norwegischen Rivalen besiegen und die (erste) Invasion zurückschlagen.

Sowohl Harald Hardråde als auch Tostig Godwinson waren in der Schlacht von Stamford Bridge gefallen.

5. Familiäre Bindungen zwischen England und der Normandie

Der Thron Harald Godwinsons war auch nach der Schlacht von Stamford Bridge weiterhin in Gefahr, denn der normannische Herzog Wilhelm stellte ebenfalls Ansprüche auf die englische Krone.

Dabei kamen Wilhelm die engen familiären Verbindungen zwischen England und der Normandie zugute.

Um englisch-normannische Spannungen abzubauen, wurde im Jahr 1002 eine Ehe zwischen der normannischen Prinzessin Emma (987 – 1052) und dem englischen König Æthelred (966 – 1016) arrangiert.

Emma war die Tochter von Herzog Richard I. (932 – 996) und die Schwester von Herzog Richard II. der Normandie (†1026).

Wilhelm wiederum war der Enkel Richards II. und Großneffe Emmas.

Zudem war Eduard der Bekenner, der Sohn Emmas und Æthelreds, in der Normandie aufgewachsen und lebte als Erwachsener dort zeitweise im Exil.

6. Hat Harald Godwinson den Treueid geleistet?

Bei seinen Thronansprüchen in England berief sich Wilhelm darauf, dass ihm Harald Godwinson einst einen Treueid geschworen habe.

Darin habe Harald anerkannt, dass Wilhelm der rechtmäßige Erbe Eduards des Bekenners sei.

Indem Harald König von England wurde, beging er in Wilhelms Augen Eidbruch.

Wilhelm brachte mit einer Protestnote seine Verärgerung zum Ausdruck.

Ob dieser Treueid wirklich stattgefunden hat, ist jedoch nicht sicher.

Die zeitgenössischen Quellen, die darüber berichten, stammen ausschließlich von normannischen Autoren wie Wilhelm von Poitiers (1020 – 1090) oder auch Wilhelm von Jumièges (1000 – 1070).

7. Wilhelm landet in England

Unmittelbar nach der Schlacht von Stamford Bridge begann die zweite Invasion des Jahres 1066 in England.

Zuvor hatte Herzog Wilhelm der Normandie eine Flotte für die Überfahrt nach England zusammengestellt.

Für seinen Feldzug hatte er Soldaten in Flandern, Burgund, Süditalien und in der Bretagne rekrutiert.

Auf der diplomatischen Ebene hatte sich Wilhelm die Anerkennung seiner Ansprüche durch Papst Alexander II. (1010 – 1073) gesichert.

Vor der Landung in der südenglischen Pevensey Bay am 28. September 1066 wartete Wilhelm wochenlang auf einen günstigen Wind.

8. Der Beginn der Schlacht von Hastings

Die Schlacht von Hastings begann am 14. Oktober 1066.

Die Soldaten Harald Godwinsons befanden sich auf einem Hügel.

Dort standen Kämpfer zusammengedrängt, die mit Äxten und Speeren bewaffnet waren.

Aber auch Bauern und Handwerker, die mit Schmiedehämmern und Spaten in das Gefecht zogen.

Von unten aus griffen die normannischen Reiter und Bogenschützen an.

Die königlich-englische Armee war hingegen noch von den Kämpfen gegen Harald Hardrådes Truppen geschwächt.

Doch zunächst konnten Harald Godwinson und seine Männer die Attacken der Normannen erfolgreich abwehren.

Die englische Brustwehr konnte den Angriffen der normannischen Bogenschützen standhalten und deren Pfeile erzielten nicht die erwünschte Wirkung.

9. Die Normannen siegen

Im Laufe der Schlacht gewannen die Normannen immer mehr die Oberhand.

Als die englischen Soldaten ihre Brustwehr verließen, um den Normannen nachzusetzen, wurden sie von der normannischen Kavallerie niedergemacht.

Immer wieder stürmten die Angelsachsen aus ihrer Brustwehr heraus und gerieten ins Visier der normannischen Reiter.

Die Entscheidung brachte schließlich der Pfeil eines normannischen Bogenschützen, der das Auge Harald Godwinsons traf.

Der mittelalterliche Historiker Wilhelm von Malmesbury (1080 – 1143) berichtete, dass der König zeitgleich von einem normannischen Ritter angegriffen wurde.

Harald Godwinson starb und seine Armee löste sich auf. Die Normannen und ihr Herzog Wilhelm hatten die Schlacht von Hastings gewonnen.

10. Wilhelm wird König

Nach dem Sieg der Normannen in der Schlacht von Hastings benötigte Wilhelm nur wenige Monate, um ganz England zu unterwerfen.

Kent, Hampshire und Sussex kapitulierten, als die Nachricht des normannischen Erfolges die Runde machte.

Bis Ende November hatte Wilhelm Südengland vollständig unter seine Kontrolle gebracht.

London leistete am längsten Widerstand, musste sich aber im Dezember ebenfalls ergeben.

Am Weihnachtstag 1066 wurde Wilhelm schließlich in Westminster Abbey zum König gekrönt.

Herzog Wilhelm der Normandie, der vorher als „Wilhelm der Bastard“ bekannt war, wurde als Wilhelm der Eroberer neuer König von England.