I. Die Entwicklung der germanischen Sprachen

Wenn man nach dem Ursprung der Sprache der Wikinger sucht, dann muss man einen Blick auf die indogermanische Ursprache werfen. Aus dieser Sprache, die von der Sprachwissenschaft rekonstruiert werden konnte, hat sich die urgermanische Sprache entwickelt.

Zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrtausends bildeten sich innerhalb der urgermanischen Sprache verschiedene Zweige heraus. Von diesen Zweigen haben die west- und die nordgermanischen Sprachen bis heute überlebt.

Aus den westgermanischen Sprachen gingen Hochdeutsch, Englisch und Niederländisch hervor. Und aus den nordgermanischen Sprachen das Altnordische, die Sprache der Wikinger. Letztere sollten diese über Skandinavien hinaustragen.

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Ruine Kloster Lindisfarne
Ruine des Klosters Lindisfarne – Bild: Dave Head / Shutterstock.com

I. Das Kloster Lindisfarne vor 793

Heute ist das Kloster Lindisfarne hauptsächlich als das erste Opfer der Wikinger bekannt. Doch bereits vor diesem schicksalhaften 8. Juni 793 spielte es eine wichtige Rolle.

Von Lindisfarne aus verbreiteten Missionare den christlichen Glauben im Norden Englands. Das Kloster zählte zu den wichtigsten kulturellen Zentren des nordenglischen Königreichs Northumbria und die Klosterkirche fungierte zugleich als Bischofssitz. Als Grabstätte des Heiligen Cuthbert war Lindisfarne ein bedeutender Wallfahrtsort. Das 635 vom irischen Mönch Aidan gegründete Kloster verfügte also durchaus über eine beträchtliche Ausstattung.

Auf den Überfall durch die Wikinger waren die Mönche nicht vorbereitet.

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Wikinger Informationen
Foto: vlastas/Shutterstock.com

In Skandinavien fing alles an. Von hier aus brachen ab dem 8. Jahrhundert vier nordgermanische Völker zu Raubzügen, Handelsreisen und Entdeckungsfahrten auf.

Wir kennen diese skandinavischen Völker heute unter dem Namen „Wikinger“.

„Wikinger“ ist keine Bezeichnung für ein Volk, sondern ein Oberbegriff für mehrere Völker, die zwar viele Gemeinsamkeiten aufwiesen, aber nicht identisch waren.

Der Begriff „Wikinger“ umfasst:

  • die Dani (Dänen),
  • die Nordmanni (Norweger),
  • die Götar (Gauten),
  • die Svear.

Gauten und Svear gingen später im schwedischen Volk auf.

Heimat und Sprache der Wikinger

Das Einzugsgebiet der Wikinger umfasste ursprünglich neben Dänemark und Norwegen auch Schweden in seinen mittelalterlichen Grenzen.

(Eine ausführliche Zeittafel zur Geschichte der Wikinger finden Sie hier.)

Die Gauten lebten im heutigen Südschweden und auf der Insel Gotland.

Und die Svear bevölkerten den Nordosten Schwedens.

Die Völker, die wir unter dem Oberbegriff „Wikinger“ zusammenfassen, sprachen allesamt nordgermanische Sprachen.

Diese frühen Formen des Dänischen, Norwegischen, Schwedischen und Isländischen bezeichnet man zusammenfassend als Altnordische Sprachen. Aus ihnen sollten sich die heutigen skandinavischen Sprachen entwickeln.

Währenddessen gehörten Samen (Lappen) und Finnen einer anderen Sprachfamilie an und gelten nicht als Wikinger.

Gemeinsamkeiten und verbindende Elemente

Was hat Dänen, Norweger, Gauten und Svear neben der bereits erwähnten nordgermanischen bzw. altnordischen Sprache miteinander verbunden?

Da wäre zum einen die Religion. Bis zur Christianisierung beteten sie die nordischen Götter an und folgten den Glaubensvorstellungen der nordischen Mythologie.

Eine weitere Gemeinsamkeit bestand in der Lebensweise. In der Landwirtschaft waren Schweine und Kühe die wichtigsten Nutztiere. Pferde wurden von den Wikingern als Statussymbol geschätzt.

Auch der Handel spielte im Alltag der Wikinger eine wichtige Rolle.

Innerhalb der einzelnen Stämme gab es eine klare Hierarchie mit einem Häuptling an der Spitze. Letzterer zeichnete sich durch seinen Wohlstand aus und konnte daher beispielsweise ein eigenes Schiff unterhalten.

Wikinger oder Normannen?

Die Frage danach, ob es Unterschiede zwischen Wikingern und Normannen gibt, wird häufig gestellt und sorgt regelmäßig für Verwirrung. Dabei beschreiben beide Begriffe gleichermaßen die Nachfahren der Menschen, die seit dem späten 8. Jahrhundert die Küsten Europas unsicher machten.

Die Bezeichnung „Wikinger“ lässt sich auf das altnordische Wort vikingr (Seeräuber) zurückführen.

Als sie im Fränkischen Reich auf Beutezug gingen, erhielten sie jedoch von den Zeitgenossen einen anderen Namen. Dort waren sie als Nordmanni bekannt.

Und aus den Nordmanni wurden zunächst „Nordmänner“ und schließlich „Normannen“.

An eben jene Normannen wurde im Jahr 911 das Herzogtum Normandie übergeben.

Warum brachen die Wikinger auf?

Die Wikingerzeit begann in Europa am 8. Juni 793 mit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne.

Danach sah sich der Kontinent für mehrere Jahrzehnte den Raubzügen der Wikinger ausgesetzt.

Es waren vor allem zwei Faktoren, die die Wikinger dazu brachten, ihr Glück an fremden Küsten zu suchen:

Zum einen brachte ein enormes Ansteigen der Bevölkerungszahl in Teilen Skandinaviens die Landwirtschaft an ihre Grenzen.

Zum anderen hatten die Wikinger durch den Handel mit dem europäischen Kontinent in Erfahrung bringen können, was für Schätze es dort zu holen gab. Diese brachten sie nun mit Gewalt in ihren Besitz.

Sprache und Kultur der Wikinger

Die ersten Raubzüge der Wikinger waren für das christliche Europa ein Schock. Weder gab es eine Vorankündigung noch wussten die Europäer, mit wem sie es zu tun hatten.

Das ist auch keine Überraschung, denn bis dahin hatte es kaum Berührungspunkte zwischen Skandinavien und Kontinentaleuropa gegeben.

Die Herausbildung eines zentralen Königtums stand in Skandinavien noch am Anfang. Vielerorts standen noch kleine Territorien unter der Kontrolle von Häuptlingen.

Innerhalb der einzelnen Stämme bestimmten Leistungen und Verdienste über gesellschaftlichen Auf- und Abstieg.

Während der Wikingerzeit wurden in Skandinavien altnordische Sprachen gesprochen, darunter die Vorläufer des heutigen Norwegisch, Schwedisch und Dänisch.

Die Gesellschaft der Wikinger

Vor der Entstehung der skandinavischen Königreiche spielte sich das Leben der Wikinger innerhalb kleinerer Stämme ab, die von Häuptlingen angeführt wurden.

Zwischen den Häuptlingen der einzelnen Stämme bestand eine Konkurrenzsituation, und diese konnte durchaus in militärischer Gewalt eskalieren.

Durch Erfolge in solchen Konflikten wollten sich die Häuptlinge Ansehen erwerben und Gefolgsleute gewinnen. Letztere wurden aus der Schicht der freien Männer rekrutiert.

Unter freien Männer versteht man landbesitzende Bauern sowie Handwerker, Kleinpächter und Landarbeiter. Diese hatten das Privileg, am regelmäßig stattfindenden Thing teilnehmen zu können.

Davon waren die Sklaven weit entfernt. Man wurde ein Sklave durch Kriegsgefangenschaft oder zu hohe Schulden.

Drachenboote und Dominanz zur See

Das Erfolgsgeheimnis der Wikinger waren deren herausragende Fähigkeiten als Schiffsbauer und Seefahrer.

Vor allem die Drachenboote flößten Angst und Schrecken ein. Sie sind zum Symbol für die Dominanz der Wikinger auf den Meeren geworden. Mit ihren Langschiffen konnten diese bis zu 22 Stundenkilometer erreichen. Die größten Exemplare erreichten eine Länge von 30 Metern und boten 100 Mann Platz.

Die Wikinger waren in Sachen Navigation ihren Zeitgenossen weit voraus und scheuten auch nicht vor der offenen See zurück. So erreichten die Wikinger sowohl Konstantinopel als auch Neufundland.

Der Überfall auf das Kloster Lindisfarne

Das Zeitalter der Wikinger begann an einem unscheinbaren Ort. Am 8. Juni 793 wurde das Kloster Lindisfarne an der nordenglischen Küste zum ersten Opfer der Nordmänner.

Anhand der apokalyptischen Schilderungen der Zeitgenossen wird deutlich, was für ein Schock dieses Ereignis für die europäische Christenheit darstellte.

So berichten Chronisten davon, dass die Wikinger die Klosterkirche geplündert und auf der Suche nach Schätzen Altäre umgestürzt hätten. Priester, Diakone, Mönche und Nonnen seien der Gewalt der Krieger zum Opfer gefallen.

Und Lindisfarne war nur der Anfang. Kein Ort in Europa war mehr sicher vor den Raubzügen der Wikinger.

Plünderungen und Raubzüge im Frankenreich

Im Jahr 841 erreichten die Raubzüge der Wikinger zum ersten Mal die Küsten des Frankenreichs, als Rouen geplündert wurde.

Paris wurde sowohl 845 als auch 861 von den Wikingern überfallen.

Auch Köln (862, 881) wurde mehrmals geplündert.

Im Laufe der Jahrzehnte erreichten die Wikinger Städte wie Hamburg (845), Tours (853), Bremen (858), Xanten (863), Aachen (881) und Trier (882) und raubten diese aus.

Die Zahlung eines Tributes (Danegeld) war lange Zeit der einzige Weg, um die Plünderungen zumindest für eine gewisse Zeit zu stoppen.

Selbst das Emirat von Cordoba blieb nicht verschont, denn im Jahr 844 plünderten die Wikinger Sevilla.

Auch Konstantinopel geriet wiederholt ins Visier der skandinavischen Krieger und musste mehrere Belagerungen überstehen.

Die Königreiche der Wikinger in Skandinavien

In ihrer skandinavischen Heimat haben die Wikinger drei Königreiche errichtet, die bis heute existieren. Dabei handelt es sich um Dänemark, Norwegen und Schweden.

Die älteste dieser drei Monarchien ist Dänemark. So werden bereits in einem Grenzvertrag aus dem Jahr 811 dänische Könige namentlich benannt.

Als nächstes folgte Norwegen, welches 872 von König Harald Schönhaar (852 – 933) vereinigt wurde.

Für Schweden lassen sich historisch nachweisbare Könige am spätesten belegen. Entweder Erik Segersäll (945 – 995) oder Olof Skötkonung (980 – 1022) haben die Landesteile Svealand, Östergötland und Västergötland zum Königreich Schweden vereinigt.

Das Königreich Schweden

Der erste christliche König von Schweden war Olof Skötkonung.

Von Schweden aus bauten die Wikinger ein weitreichendes Handelsnetz auf.

In Konstantinopel boten die schwedischen Händler Walrosselfenbein, Sklaven, Felle und Wachs an. Im Gegenzug erhielten sie Luxusgegenstände aus dem Orient.

Es waren schwedische Wikinger, die mit der Kiewer Rus den Vorläufer des modernen Russlands begründeten.

Die schwedischen Wikinger, auch als Waräger bekannt, beherrschten mit der Handelsroute entlang der Wolga einen wichtigen Handelsweg. An der Wolga kamen sie in Kontakt mit arabischen Kaufleuten.

Überdies waren die Waräger im Ostseeraum sehr präsent.

Das Königreich Norwegen

Norwegen verfügte über zahlreiche Besitzungen außerhalb der Skandinavischen Halbinsel.

So standen die Färöer-Inseln, Island und Grönland unter norwegischer Verwaltung.

Außerdem gehörten die heute schottischen Orkney- und Shetlandinseln zeitweilig zu Norwegen.

Mit Unterbrechungen stand Norwegen zwischen 970 und 1047 unter dänischer Oberherrschaft.

Erst unter König Harald Hardrada (1015 – 1066) konnte Norwegen seine Selbständigkeit zurückerlangen.

Nach dem Tod Eduards des Bekenners (1003 – 1066) erhob Hardrada Ansprüche auf den englischen Thron und fiel in England ein. Jedoch unterlag er in der Schlacht an der Stamford Bridge Harald Godwinson (1022 – 1066).

Das Königreich Dänemark

Dänemark stellte schon sehr früh eine Bedrohung für das Frankenreich dar.

Im Jahr 810 waren dänische Truppen unter König Göttrick in Friesland eingefallen.

Und 843 überwinterten dänische Wikinger im Frankenreich.

Mit Haithabu verfügte Dänemark über eines der wichtigsten mittelalterlichen Handelszentren. Hier wurden im Jahr 825 schon Münzen geprägt.

Die dänischen Könige Harald Blauzahn (910 – 987) und Sven Gabelbart (965 – 1014) waren in Personalunion auch Könige von Norwegen.

Knut der Große (um 995 – 1035), der Sohn Gabelbarts, erschuf ein gewaltiges Imperium. Er herrschte zeitgleich über England, Dänemark und Norwegen.

Dieses Nordseereich überlebte seinen Gründer nicht und zerfiel nach Knuts Tod.

Die Wikinger-Reiche auf den Britischen Inseln

Seit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne (793) wurde England regelmäßig von den Wikingern heimgesucht. Im Laufe der Zeit gingen diese dazu über, sich auf Dauer in England anzusiedeln.

Ab 851 nutzten die Wikinger die Inseln Thanet und Sheppey an der Themse-Mündung als ständige Ausgangspunkte für ihre Raubzüge und Eroberungen auf der Insel.

Bis 877 nahmen die Wikinger Northumbria, East Anglia und Mercia ein und gründeten auf englischem Boden das Königreich Jórvík (York). Dort existierte bis 954 ein von der skandinavischen Kultur geprägtes Territorium, in dem sich zahlreiche Dänen mit ihren Familien ansiedelten.

Auch in Irland entstand mit dem Königreich Dublin (853 – 1170) ein Wikinger-Staat.

Danelag oder die Teilung Englands

Die Wikinger konnten sich in England etablieren, und so stimmte der englische König Alfred der Große (849 – 899) im Jahr 886 einem Teilungsvertrag zu.

Auf diese Art und Weise entstand im Osten Englands der Danelag (Danelaw). Dort galt das dänische Recht, und es gab einen großen skandinavischen Einfluss auf Kultur und Sprache.

Jedoch schuf Alfred in seinen letzten Lebensjahren die Grundlagen für die Rückeroberung des Danelag durch die Angelsachsen. 954 wurde der letzte König von Jórvík aus England vertrieben, und die Herrschaft der Wikinger war vorerst beendet.

Ein Wikinger auf dem englischen Thron

Ab 980 nahm der Druck der Wikinger auf England wieder zu.

Im Jahr 991 erlitt die englische Armee in der Schlacht von Maldon eine verheerende Niederlage, und König Aethelred II. (966 – 1016) musste außerordentliche Tribute an die Wikinger abführen.

Ein von Aethelred II. am 13. November 1002 angeordnetes Massaker an der dänischstämmigen Bevölkerung Englands war der Auslöser für mehrere Rachefeldzüge der Wikinger.

Schließlich bestieg der dänische König Sven Gabelbart am Weihnachtstag 1013 den englischen Thron. Es sollte sich als eine kurzlebige Herrschaft herausstellen, denn am 14. Februar 1014 starb Sven Gabelbart.

Das Imperium Knuts des Großen

Sven Gabelbart hinterließ zwei Söhne.

Während Harald II. seinen Vater als König von Dänemark beerbte, musste Knut um den englischen Thron kämpfen. Im November 1016 wurde er schließlich als König von England anerkannt.

Nach dem Tod seines Bruders Harald wurde er 1018 auch König von Dänemark.

1028 eroberte Knut zudem noch Norwegen und vereinigte nun England, Dänemark und Norwegen in einem gewaltigen Nordseereich.

Knut erhielt den Beinamen „der Große“ und starb im Jahr 1035 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Seine Söhne Harald Hasenfuß (1016 – 1040) und Hardiknut (1018 – 1042) hielten sich in England nur kurz an der Macht.

Staatsbildung in der Normandie

Das Westfränkische Reich musste seit den 840er-Jahren in regelmäßigen Abständen die Raubzüge der Wikinger über sich ergehen lassen.

Immer wieder mussten die fränkischen Könige enorme Tribute an die Invasoren bezahlen, um diese zum Rückzug zu bewegen.

Im Jahr 911 setzte König Karl der Einfältige (879 – 929) auf eine neue Strategie. Im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte wurde dem Wikinger Rollo (846 – 931) rund um Rouen ein eigenes Herrschaftsgebiet zugewiesen.

Im Gegenzug konvertierten Rollo und seine Krieger zum katholischen Christentum und übernahmen die Landesverteidigung gegen andere Wikinger.

Aus dem Gebiet rund um Rouen entwickelte sich das Herzogtum Normandie.

Das Jahr 1066: Wilhelm erobert England

150 Jahre später brach ein Nachkomme Rollos auf, um König von England zu werden. Dort regierte seit Januar 1066 Harald Godwinson.

Der normannische Herzog Wilhelm berief sich auf ein angebliches Thronversprechen und erhob Ansprüche auf den englischen Thron.

Bevor sich Harald Godwinson Wilhelm zuwenden konnte, musste er zuerst den norwegischen König Harald Hardrada besiegen. Dies gelang in der Schlacht an der Stamford Bridge.

Als er danach seine Aufmerksamkeit auf die Normannen richtete, wendete sich jedoch das Blatt. In der Schlacht von Hastings behielt Herzog Wilhelm die Oberhand und wurde am Weihnachtstag 1066 zum König von England gekrönt.

Der neue König ging als „Wilhelm der Eroberer“ in die Geschichte ein.

Das sprachliche Erbe der Wikinger in England

Zwischen dem Überfall auf das Kloster Lindesfarne und der Schlacht von Hastings liegen mehrere Jahrhunderte. In diesem Zeitraum haben die Wikinger die englische Sprache nachhaltig beeinflusst.

Städte, die auf den Suffixen „by“ (zum Beispiel Grimsby) oder „thorpe“ (siehe Scunthorpe) enden, wurden einst von dänischen Wikingern gegründet.

Auch Wörter wie „law“ oder „sky“ wurden von den Wikingern nach England importiert.

Die altnordischen Sprachen haben Spuren hinterlassen, die man bis heute im modernen Englisch finden kann.

Die Normannen in Süditalien

Im Jahr 1046 traf der normannische Adelige Robert Guiscard (1015 – 1085) in Süditalien ein. Dort stieg er zum Herzog von Apulien und Kalabrien auf.

Sein Bruder Roger I. (1031 – 1101) beendete zuerst die byzantinische Herrschaft in Süditalien und eroberte danach Sizilien von den Arabern.

Dessen Sohn Roger II. (1095 – 1154) wurde 1130 zum König von Sizilien gekrönt. Sein Reich umfasste Neapel, Capua, Kalabrien, Apulien sowie die namensgebende Insel.

Kaiser Friedrich II. (1194 – 1250) war der Enkel dieses ersten Königs von Sizilien.

Die Wikinger und die Geburt Russlands

Auch im heutigen Osteuropa hinterließen die Wikinger ein nachhaltiges Vermächtnis.

Im Jahr 862 übernahm der Waräger Rjurik die Macht in Nowgorod.

Mit „Warägern“ sind die (schwedischen) Wikinger gemeint, die ihre Aktivitäten an Wolga und Don verlegten.

Das von Rjurik gegründete Fürstentum war die Kernzelle der Kiewer Rus. Letztere war ein Vorläufer des modernen Russlands.

Auch die Ukraine und Weißrussland haben ihre Wurzeln in diesem Wikinger-Reich.

Die von Rjurik begründete Dynastie der Rurikiden regierte in Russland bis 1598. Ihr vielleicht bekanntester Vertreter ist Zar Iwan der Schreckliche (1530 – 1584).

Die Waräger assimilierten sich im Laufe der Zeit und traten zum orthodoxen Christentum über.

Waräger als Leibgarde des byzantinischen Kaisers

Die ersten Kontakte zwischen Konstantinopel und den Wikingern waren feindlicher Natur, denn in den Jahren 860, 906 und 941 wurde die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches von den Warägern belagert.

Aber im Jahr 988 heiratete Großfürst Wladimir I. von Kiew (960 – 1015) eine byzantinische Prinzessin und konvertierte zum Christentum. Im selben Jahr schickte der Großfürst 6000 Krieger als Leibgardisten an den kaiserlichen Hof nach Konstantinopel.

Das war die Geburtsstunde der Warägergarde, die bis 1204 für den Schutz der byzantinischen Kaiser zuständig war. Diese Leibgarde zeichnete sich durch ihre unbedingte Treue gegenüber dem Kaiser aus.

Mehr als nur Plünderer: Die Wikinger als Händler

Man tut den Wikingern Unrecht, wenn man sie auf Raubzüge und Plünderungen reduziert. Eine Geschichte des mittelalterlichen Seehandels wäre nämlich unvollständig, wenn die Aktivitäten der Wikinger unerwähnt blieben.

So haben letztere schon im frühen Mittelalter Stockfisch konserviert und damit lukrativen Handel betrieben. Vor allem der Lofoten-Dorsch war sehr begehrt.

Die Handelsrouten der Wikinger reichten bis nach Konstantinopel und al-Andalus.

In Skandinavien entstanden Handelszentren in Birka (Schweden) und Haithabu (Dänemark).

Die Wikinger handelten mit Honig, Pelzen und Wachs. Leider war auch der Sklavenhandel noch lange verbreitet.

Das Handelszentrum Haithabu

Die Überreste einer der wichtigsten Handelsstädte der Wikinger liegen heute in Schleswig-Holstein. Im frühen und hohen Mittelalter war Haithabu das Handelszentrum Dänemarks.

Haithabu erlangte diese Stellung aufgrund seiner günstigen Lage zwischen Nord- und Ostsee.

Hier wurden schon seit 825 Münzen geprägt.

Da in Haithabu wichtige Fernhandelsrouten zusammenliefen, kamen im Hafen der Stadt Waren aus der ganzen Welt an.

Abgesichert wurde die mittelalterliche Handelsmetropole durch das Danewerk.

Im Jahr 1050 wurde Haithabu vom norwegischen König Harald Hardrada erobert und zerstört.

Die alten Götter der Wikinger

Vor ihrem Übertritt zum Christentum glaubten die Wikinger an den nordischen Götterhimmel.

An dessen Spitze stand der Kriegs- und Handelsgott Odin (Wotan), der laut der nordischen Mythologie mit Frigg (Frija) verheiratet war.

Frigg verkörpert die Mutterrolle und ist die Göttin des häuslichen Herds.

Bei seinen Ausritten benutzt Odin das achtbeinige Pferd Sleipnir, welches von Loki erschaffen wurde.

Loki gilt in der nordischen Mythologie als unberechenbar und ist der Vater des gefährlichen Fenriswolfs.

Der stärkste aller nordischen Götter ist Thor, der mit seinem Hammer Blitz und Donner erzeugen kann.

Für den Schutz des Things (Ratsversammlung) ist der Gott Tyr zuständig.

Baldur als Gott des Lichts und Loki als Gott des Feuers sind Antagonisten.

Die Christianisierung der Wikinger

Im Zuge ihrer Handelsfahrten und Staatsgründungen sind die Wikinger in Berührung mit dem Christentum gekommen.

Dort, wo sie sich dauerhaft angesiedelt haben, hat ein Prozess der Assimilierung stattgefunden.

So wurden aus den Normannen, die sich in der Normandie angesiedelt hatten, katholische Christen.

Und aus den Warägern, die im heutigen Russland eine neue Heimat fanden, wurden orthodoxe Christen.

Ein weiterer Faktor bei der Christianisierung der Wikinger sind Missionare. So hat bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts der Erzbischof Ansgar von Bremen Missionsreisen nach Skandinavien unternommen.

Die Wikinger auf Island

Im Jahr 850 entdeckten die Wikinger Island. Da sie dort ein mildes Klima vorfanden und auf freies Weideland hoffen durften, begann schon bald die Kolonisation der Insel.

Zwischen 870 und 930 wurde Island von norwegischen Wikingern besiedelt.

Im bereits erwähnten Jahr 930 trat zum ersten Mal das Althing zusammen. Letzteres fungiert bis zum heutigen Tag als isländisches Parlament und ist somit eine der ältesten Volksvertretungen der Welt.

Nur die Färöer verfügen mit dem Løgting über ein Parlament, dessen Wurzeln noch weiter zurückreichen.

Die Färöer wurden zu Beginn des 9. Jahrhunderts ebenfalls von norwegischen Wikingern besiedelt.

Die Edda oder das literarische Erbe der Wikinger

Island spielt für die Kunst und Literatur der Wikinger eine zentrale Rolle, denn dort entstand mit der Edda eines der wichtigsten literarischen Werke aus diesem Kulturraum.

Die Edda bietet einen Einblick in die Welt der Götter und Helden, wie sie vor der Christianisierung bestanden hat.

Dabei unterscheidet man zwischen der Lieder-Edda und der Snorra-Edda.

Snorri Sturluson (1179 – 1241), der Autor der Snorra-Edda, war Dichter, Politiker und Historiker.

Eine weitere literarische Gattung, die in Island erschaffen wurde, ist die Saga. Diese Erzählungen geben Auskunft über Könige, Apostel, Heilige und Bischöfe sowie über die Geschichte Islands.

Die Wikinger in Grönland

Die Besiedelung Grönlands durch die Wikinger begann mit einem Mord. Erik der Rote (950 – 1003) hatte nämlich in Island während eines Streits zwei Männer umgebracht und wurde von der Insel verbannt.

Er wusste jedoch, dass sich im Westen von Island eine weitere Insel befindet. Mit diesem Wissen im Hinterkopf suchte Erik der Rote im Jahr 982 den Seeweg nach Grönland und fand ihn auch.

Bei seinen Erkundungen entlang der grönländischen Küste fiel ihm ein Abschnitt mit gutem Weideland auf.

Diese Nachricht machte auf Island die Runde, und in der Folge begann ab 985 die Besiedelung Grönlands.

Bis zum Ende des Jahrhunderts hatten sich 5000 Wikinger in Grönland niedergelassen.

Leif Eriksson entdeckt „Vinland“

Die Entdeckungsfahrten der Wikinger endeten jedoch nicht in Grönland.

Leif Eriksson (970 – 1020), der Sohn Eriks des Roten, betrat im Jahr 1001 in Neufundland nordamerikanischen Boden.

Da ein Teilnehmer der Expedition Weinstöcke entdeckt hatte, tauften die Wikinger den Landstrich „Vinland“.

Archäologische Funde in L’Anse aux Meadows (Kanada) belegen, dass die Wikinger den Versuch unternahmen, den Kontinent zu besiedeln.

Jedoch scheiterte die Kolonisation Nordamerikas an einem Mangel an Siedlern und Ressourcen.

Die Kolonie der Wikinger in „Vinland“ hatte nur zehn Jahre Bestand.

Das Ende der Wikinger in Grönland

Die Siedlung der Wikinger in Grönland hielt sich immerhin mehr als 300 Jahre.

Bis zum Jahr 1300 herrschte auf der Insel ein vergleichsweise mildes Klima vor und die Wikinger konnten eine produktive Landwirtschaft betreiben.

Sie bauten sogar eine Kathedrale auf der Insel!

Als jedoch ab 1300 die „kleine Eiszeit“ begann, war das Schicksal der Kolonie besiegelt.

Innerhalb der nächsten 50 Jahre gaben die Wikinger zuerst die Östliche Siedlung (1300) und dann die Westliche Siedlung (1350) auf.

Die letzten Nachrichten aus Grönland trafen im Jahr 1408 in Europa ein. Danach herrschte Funkstille.

Ein Zeitalter geht zu Ende

Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts klang das Zeitalter der Wikinger aus.

Die Königreiche, in denen die Wikinger einst auf Beutezug gingen, hatten mittlerweile die nötigen Abwehrmaßnahmen getroffen.

Mit Haithabu war das wichtigste Handelszentrum der Wikinger 1066 von den Wenden endgültig zerstört worden.

Im selben Jahr endete nach den Schlachten an der Stamford Bridge und in Hastings die Ära der Wikinger in England.

Der Prozess der Christianisierung war weitestgehend abgeschlossen.

Die Normannen in der Normandie und die Waräger in der Kiewer Rus hatten sich assimiliert.

Die Königreiche der Wikinger in Dänemark, Schweden und Norwegen waren ein fester Bestandteil des christlichen Europas geworden.

Die Wikinger-Faszination bleibt ungebrochen

Obwohl das Zeitalter der Wikinger nun schon seit über 900 Jahren vorbei ist, hat diese Epoche nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

Bei den zahlreichen Reenactment-Events lebt die Welt der Wikinger immer wieder von neuem auf.

In der NFL kämpfen die Minnesota Vikings um den Super Bowl.

In der 1. norwegischen Fußball-Liga geht Viking Stavanger auf Punktejagd.

Und die vom History Channel produzierte Serie „Vikings“ hat seit 2013 zahlreiche Zuschauer gefunden.

Die Wikinger ziehen also noch immer viele Menschen in ihren Bann.